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Jo, mia san mit’m Radl do

Die IAA Mobility 2021 vom 7. bis 12. September 2021 in München war erstmals nicht nur als Auto- sondern als Mobilitätsmesse konzipiert. Auch sonst konnte man sehr viel neues bestaunen. Ein Kommentar von Florian Laszlo.

Für die regelmäßigen Besucher gewöhnungsbedürftig, aber als neues Konzept mit 400.000 Besuchern doch ein Erfolg, der die IAA in die neue Realität getragen hat. Die Messe eroberte auch das Stadtzentrum und es waren mehr Fahrradhersteller, als Automobilhersteller vor Ort auf der Messe. Die Zuliefer-Industrie übertraf mit ihren Ständen so manche Automarke und so wirkten die Messehallen eher wie eine Fachmesse, während die Autos zum Angreifen in der City standen.

Innovative Mobilitätskonzepte

Zwei Hallen mit Fahrradherstellern und Anbietern von innovativen Mobilitätskonzepten, deren Motoren elektrisch sind, waren für den Besucher der wohl spannendste und auch finanziell erreichbarste Teil der neuen IAA Mobility. Die Bandbreite der möglichen Transportformen und der individuell auf spezielle Transportbedürfnisse zugeschnittenen Lösungen ist erstaunlich und inspirierend. Für den Autofan gab es aber doch die unerreichbar teuren Maybach und Mercedes S-Klasse in beschusssicherer Ausführung zu bewundern. Auch so manch konventionell angetriebenes Modell versteckte sich an einigen Ständen. Mercedes-Benz war mit einem G 350 und einem schnitten AMG-Modell am mutigsten. Die Stuttgarter dominierten überhaupt die Messe in der Heimatstadt von BMW. Der Stand auf der Messe war groß, aber vor allem am Odeonsplatz in bester Citylage wurde eine riesige zweistöckige Stern-Welt aufgebaut und war zum Angreifen nahe. Nach dem vollelektrischen EQS, wird der EQE gezeigt, der auch Platz bietet, wie eine Langversionslimousine (+ 8 cm) und einen MBUX-Screen über das ganze Armaturenbrett hat. Der Bildschirm vor dem Beifahrer schaltet sich jedoch aus, wenn der Fahrer mitschaut. In Summe zählt Daimler 8 Premieren, deren vier elektrische Konzept-Studien sind und immerhin zwei sind konventionell angetrieben, wobei die 639 PS mit Hybrid-Verstärkung des AMG GT dem Adjektiv auch nicht ganz entsprechen.

BMW zeigte dafür auf der Messe die meisten Autos, die man schon jetzt kaufen kann und wies mit einem X5 auch auf den schon lange beforschten nächsten Technologie-Schritt Wasserstoff hin, der weniger weit weg ist, als es noch kürzlich erschien. Die innovativen Modelle für das neue autonome Autofahren präsentierte BMW Chef Oliver Zipse persönlich. Wie an vielen Ständen spürbar, war die Messe mehr die Bühne und die Zuseher waren hinter den Kameras quer durch die Welt und weniger die im Raum befindlichen Gäste. Volkswagens Stand war bunt und groß, allerdings heillos überlaufen durch die strenge Einhaltung der Covid-Regeln. Die Autos waren alle Elektro und schon käuflich zu erwerben. Der ID5 GTX, das Coupé vom ID4 kommt in Kürze. Sehenswert war die Studie des nachhaltig gebauten ID Life, der den ersten Golf stark zitierte und der auch von Kanzlerin Merkel ausgiebig bewundert wurde. Mit dem rein elektrischen Konzept bietet der Life wohl einen ersten Blick auf ein ID1, der mehr Platz bietet als ein alter Golf und ganz reduziert ist. Die Materialien sind natürlich und recycelt, wobei sich das abzippbare Stoffdach mit Luftkammern und der aufziehbare Monitor vor der Frontscheibe nicht in die Serie retten werden können.

Ford war auf der Messe mit zwei Mustang Mach E vertreten, die man auch schon auf der Straße sieht. Hyundai konzentrierte sich auf die Studien und die Zukunft. Schwestermarke Kia zeigte sich nur in der Stadt mit dem sehenswerten EV6 als schickem Coupé mit viel Sitzraum (natürlich Elektro) und dem neuen Sportage, der trotz aufregendem Design weiterhin auch konventionell bzw. hybrid angetrieben wird. Cupra zeigte den aufregendsten Stand und drinnen den neuen Cupra Born und das Extreme E-Rallyegerät.

Genesis neu in Deutschland, WEY neu in Europa

Ganz neu in Deutschland auf der Messe war die Marke Genesis, der noble Ableger des Hyundai-Konzerns. Die plüschig ausgestatteten und hochwertig verarbeiteten Modelle als Limousine und als SUV sind konventionell motorisiert, wobei der Reihen-Sechszylinder-Diesel wirklich seltene Soundkulissen aufbaut. Aus China hat der Chef des fünftgrößten Herstellers Great Wall, Mr. Wei, seine von ihm inspirierte Marke WEY nun für Europa fit gemacht. Das SUV Coffee 1 zeigt sich als schön gestaltetes SUV in der Größe eines Hyundai Santa Fe. Die Motorisierung ist plug in-Hybrid mit kolportierten 140 km elektrischer Reichweite, was beeindruckend wäre. Die zweite Great Wall Marke ORA stand in einer anderen Halle und ist rein elektrisch. So zukünftig die Motorisierung, so retro ist das Design, was innen wohltuend anders wirkt, als die asketischer ausgestatteten europäischen Elektriker. Die Optik außen zitiert die Größen des hiesigen Automobilbaus recht ungeniert. Das kompaktere Modell sieht aus wie ein VW-Käfer-Zuckerl, das eine Zeit lang gelutscht wurde. Die viertürige Limousine wurde mit der gleichen Technik geformt, war aber einmal ein Porsche Panamera.

Neues und Altes bei den Fahrrädern

Bei den Fahrrädern waren die coolen jungen deutschen Marken wie Rose Bikes vertreten, wie auch die klassischen Marken Pegasus und Herkules. Die alte Marke Kettler feierte mit neuen Eigentümern Auferstehung aus dem Konkurs und engagierte Ex-Fussballstar Bastian Schweinsteiger als aktives Testimonial für die vielfältigen Transportlösungen. Aus Österreich waren unter anderem die schon lange erfolgreiche Vorarlberger Marke Simplon vertreten, wie auch Newcomer wie Vello.

Auf dem Weg aus den Automobilhallen zu den Fahrradhallen war die Halle für Benzinbrüder und –schwestern. Hier standen edelste Oldtimer und Rennfahrzeuge sowie einige Luxus-Fahrzeuge, die weniger gebraucht als pre-owned waren. Hier konnte man in Phantasien und Wünschen schwelgen und auch ganz umweltbewusst, weil die Weiternutzung schon gebauter Fahrzeuge umweltschonender ist, als ein neues E-Fahrzeug zu bauen.

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