Geschichten

Theresianische Akademie feiert 275-jähriges Jubiläum mit Kunst-Installation von Raoul Haspel

Direktor Andreas Schatzl & Künstler Raoul Haspel vor der Installation

Direktor Andreas Schatzl mit Künstler Raoul Haspel ©Atelier Haspel/Mahir Jahmal

Wien, 22. Juni 2021. Mitten im Raum, direkt über der Feststiege in der Theresianischen Akademie, thront der imposante Torbogen aus Stahl über einem scheinbar endlosem roten Teppich. Unter dem mächtigen Doppeladler an der Decke sind Reflexion und Licht perfekt inszeniert – der Weg führt hinaus in die Welt. Mit dieser dauerhaften künstlerischen Intervention von Raoul Haspel zelebriert der bekannte Campus Theresianum seinen 275. Geburtstag. Der Torbogen versinnbildlicht den Blick von der traditionellen Historie über die Gegenwart in die Zukunft. Schülerinnen, Schülern, Lehrenden und Eltern gewährt er überraschende Einblicke und Ausblicke. Denn Schule und Kindergarten sind keine abgeschlossenen Welten, sondern lehren für das Leben und interagieren mit der Welt.

Künstlerisches Schwergewicht

Raoul Haspels Torbogen ist nicht zufällig 2,75 Meter hoch. Mit dieser imposanten Dimension, die sich auch in den umliegenden Toren findet, spiegelt das neue Portal, das eine Tonne wiegt, das 275-jährige Bestandsjubiläum der Institution wider. Die gelungene Arbeit lässt das altehrwürdige Gebäude auf der Wieden (4. Wiener Gemeindebezirk) sowie den Raum mit der Feststiege, der in den Festsaal und die Bibliothek führt, in ganz neuem Glanz erstrahlen. Die Verbindung von Bildung und Kunst hat hier Tradition, denn die Theresianische Akademie besitzt eine Kunstsammlung, vermittelt Kunstwissen und hat Schüler wie Peter Altenberg, Alexander Wächter, Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Thomas Angyan, Thomas Daniel Schlee, Herbert Hinterleithner, Ernst Hilger, Sir Ernst Gombrich und viele mehr zu einem Leben mit und für die Kunst inspiriert.

Raoul Haspel – selbst kein Absolvent der Theresianischen Akademie – wuchs nur wenige Kilometer von der Schule entfernt auf. Mit seinem Projekt ‚Schweigeminute (Traiskirchen)‘ erlangte er 2015 nationale wie internationale Bekanntheit und hält spätestens seit damals  einen Fixplatz in der heimischen Kunstszene inne. Neben Fine Art und Design Projekten kooperiert er auch immer wieder mit bekannten Brands.

Kunst & Kunsthandwerk

Neben dem Beleuchtungskonzept war auch die Unterkonstruktion der dauerhaften Installation ein Thema: Unter dem Solnhofer-Natursteinboden wurden Hülsen verankert, die die fast drei Meter hohe Konstruktion unsichtbar leicht tragen. Weder Podest noch Bodenplatte sind vonnöten – das mächtige Tor steht scheinbar völlig frei. Raoul Haspel: „Parallel entstand der skulpturale Teil der Installation. In einer Schlosserei wurde der Edelstahl nach Schnitt, Schliff und Kantenbearbeitung in hunderten Arbeitsstunden per Hand zum Spiegel poliert und hat in diesem Prozess die maschinelle Charakteristik von Oberfläche und Kanten verloren. So fügt sich das Objekt charmant in das große Ganze des Theresianums ein – wie ein alter Handlauf oder ein von Schritten polierter Steinboden.“

Künstler öffnen Türen die andere nicht sehen!“
Durch den Raum und durch dieses neu erschaffene Tor verläuft ein klassischer roter Teppich, der für Betrachterinnen und Betrachter in der Reflexion weiterzuführen scheint: durch die Balustrade hindurch, über die Feststiege, zum vis à vis liegenden Fenster, hinaus in die Welt. Raoul Haspel: „Teil der künstlerischen Auseinandersetzung ist auch ein Lichtkonzept. Die verdeckt in der Skulptur verbaute Technik erlaubt es, den historischen Saal und seine Decke in neues Licht zu tauchen. Die spiegelnde Oberfläche der Skulptur reflektiert den Raum. Das Objekt will den Raum also nicht beherrschen, sondern seine Besonderheit widerspiegeln, ihn bereichern.“

Hard Facts, Soft Skills & Kunst

Eine Bereicherung ist auch die Ausbildung an der Theresianischen Akademie. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer Lernkultur, die die Begabungen der Schülerinnen und Schüler zur Entfaltung bringt, ihre Persönlichkeit entwickelt, ihnen Wissen und Werte vermittelt sowie Leistungsbewusstsein und Selbstverantwortung fördert. Stiftungsvorstand und HR Dir. Mag. Andreas Schatzl: „Unsere Schülerinnen und Schüler sollen erfassen, selbstständig mit Personen, Dingen und Informationen sowie dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt umzugehen. Sie sollen sich für die Gesellschaft engagieren und lernen, in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen Verantwortung zu übernehmen. Neben einer sehr guten Ausbildung im kognitiven Bereich legen wir sehr wohl auch Wert auf das, was man Herzensbildung nennen kann. Denn Soft Skills sind in einer modernen Bildungseinrichtung genauso wichtig wie Hard Facts.“ Und Kunst trägt ihren Teil dazu bei.